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Viva la France / Normandie & Bretagne

Meistens laufen die pacherischen Vorbereitungen für den Urlaub eine Woche vor Urlausantritt bereits an. Dennoch schaffen wir es meistens erst zwei bis vier Stunden nach dem geplanten Fahrtbeginn allesamt mit Sack und Pack im Wohnmobil zu sitzen und endlich los zu fahren. Steve meckert meistens warum die Pacher-Frauen immer den halben Haushalt ins Womo zwängen müssen, Rosa verhandelt bis zum Schluss ob der Puppenwagen, das Puppen Maxi Cosi und nicht doch alle 5 Puppen mitkommen können, verabschiedet sich dann tränenreich von 4 Puppen mit den Worten „Der Papa will euch nicht dabei haben aber ich komme gleich wieder und bring euch was mit“ und ich bekomm das komische Gefühl nie los nicht doch was wichtiges vergessen zu haben.

Aber heuer war alles anders. Wir hatten früh genug angefangen, wie immer und auch darauf geschaut wirklich fertig zu werden und 2 Stunden vor geplanter Abfahrt waren wir auch tatsächlich fertig! Doch leider entdeckte Steve genau als wir abfahren wollten dass der Batterie-Lader der dafür sorgt dass unsere Wohnraumbatterien geladen werden aus heiterem Himmel kaputt gegangen war. Insgeheim nehme ich an Steve hat das Ding manipuliert um einen Vorwand zu haben bei einem der größten Campinghändler in Bayern vorbei zu schauen.

Was wir dann auch taten, nachdem wir ein paar Fehlversuche in der Campinghändlersuche verzeichnen mussten. Telefonisch Campinghändler in Deutschland zu erreich stellte sich als ziemlich kompliziert heraus und auch unser persönlicher Besuch bei einem besonders dynamischen, freundlichen und extrem kompetenten Händler war nicht wirklich erfolgreich. „Lader haben wir nicht!“ „Werden sie bestimmt nirgends bekommen“ „Anderen Händler in der Nähe kenn ich keinen“ Ach, ich liebe diese Campinghändler! Zum Glück gibt es ja noch Ausnahmen und beim Berger dem Kastner & Öhler der Campinghändler bekamen wir alles was wir brauchten und Steve konnte den neuen Regler auch vor Ort einbauen. Nun konnte es losgehen Richtung Normandie.

Vorbei an endlosen Feldner auf meist geraden Straßen vorbei an Metz und Reimes durch die Champagne Ardenne. Der Himmel wurde immer größer und das Land immer flacher bis man bis zur Erdkrümmung sehen konnte. Als Österreicher und auch wenn man aus dem flacheren Teil von Österreich kommt, fällt einen so viel Himmel richtig auf! Rosa war stets auf Ausschau nach dem Meer und weil wir Meer auf die Schnelle nicht bieten konnten probierten wir sie mit der Seine glücklich zu machen. Bei Ruon ist sie schon richtig groß und Rosa erkundigte sich gleich ob man da auf einer Luftmatratze zum Meer kommen würde. Bei Etretat war es dann endlich soweit „Ich hab das Meer gesehen!!!“ Und was für eines! Nicht Lulu-warmes-vor-sich-hin-dümpeldes-Mittelmeer! Nein! Vor uns lag er… dunkel und schäumend, brausend und tosend! Meine Damen und Herren: Le Atlantik! Und die Atlantikküste empfing uns gleich auf ihre besondere Art.

Kaum am Meer angekommen begann es zu regnen wie aus einer von diesen modernen Regenwaldduschen. Ganz fein wie Nebel. Im nächsten Moment kam die Sonne durch die Wolken und ein großer Regenbogen spannte sich über den Himmel und ein ganz besonderes warmes Licht beleuchtete die weißen Felsen. Unser Übernachtungsplatz bei Etretat neben einem Leuchtturm war an Schönheit nicht zu überbieten aber in der Nacht kam ein Sturm auf zeigte uns gleich warum die meisten Häuser hinter einem kleinen Erdwall geschützt standen und nur Touristen auf einem Feldvorsprung neben einem Leuchtturm campieren. Unsere mitreisenden Freunde konnten ihr VW Bus Klappdach gleich auf Windtauglichkeit prüfen und als ich in der Nacht mal aus unserem Womofenster nach Ihnen sah traute ich meinen Augen kaum als plötzlich das Dach zusammen klappte. Ich dachte „Jetzt sind sie Matsch, unsere Kollegen“ Doch zum Glück hatten sie nur vorsorglich das Dach eingeklappt um endlich schlafen zu können. Zum Frühstück fuhren wir dann nach Le Havre um dort in Les Adresse direkt am Strand zu parken und zu frühstücken. Rosa hatte große Badepläne die sie aber angesichts des Atlantiks, der ausgiebig „Bo Schur“ brüllte gleich wieder fallen ließ und sich auf´s Steine sammeln beschränkte. Als diese Steine gegen den Wind auch nicht ins Meer geworfen werden wollten, war es klar dass „nicht baden gehen“ eine gute Entscheidung war.

Weiter ging es über die Pont Normandie Richtung Cobourgh. Am Stellplatz neben der Pferderennbahn verweigert zwar die Womo-Versorgungsstation die Annahme unserer Bankomatkarte aber immerhin hatten wir endlich einen Platz zum Übernachten gefunden nachdem man uns auf einem Campingplatz bereits mit einem scharfen Blick auf unser Autokennzeichen erklärt hatte, dass dieser Campingplatz privat sei. Die Franzosen machen mancherorts keinen Hehl daraus dass sie lieber unter sich bleiben. Cobourgh und Umgebung wirken auf mich wie die rausgeputzten Städtchen auf der Insel Rügen. Ich sah viele Ralph Lauren Polo Shirt Typen mit hochgestellten Hemdkrägen, flotte Autos und sandfarben gekleidete Ladys mit putzigen Hunden. Die Steinhäuser sind mit vielen Blumen dekoriert und reihen sich eng an einander. Die Kinder wollten unbedingt an den Strand und der war weitläufig. Wir aßen die besten Pommes der Welt und können verstehen dass die Franzosen über unsere Pommes wohl nur die Nase rümpfen können.

Am nächsten Tag geht es weiter nach Colleville sur Mer. Am Campingplatz Robinson werden wir zwar unfreundlich aber immerhin eingelassen. Uns ist das egal. Wir brauchen ja keine neuen Freunde sondern nur einen Womo-Platz. Die Duschen sind kalt aber für 27,20 / Nacht ist der Platz für französische Verhältnisse billig. Wir bevorzugen ja Stellplätze aber unsere mitreisenden möchten doch ab und zu auf einen Campingplatz. Der Strand ist einen Fußmarsch entfernt und wunderschön. Omaha Beach genannt, da die Amerikaner dort im 2. Weltkrieg am D-Day gegen die Deutschen angriffen. Dieser D-Day wird an diesem Küstenabschnitt der Normandie auch wirklich ausgiebig vermarktet. Wir finden es interessant und besuchen auch ein Museum und am Pointe du Hoc die Bunkeranlagen bevor wir die Norküste der Normandie verlassen und die Westküste ansteuern. Ich denke noch länger über die geschichtlichen Hintergründe dieser Gegend nach. Traurige Geschichte und wunderschöne Landschaft treffen aufeinander dass man sich hin und her gerissen fühlt zwischen Be- und Entgeisterung.

Umso weiter wir nach Westen kommen umso urtümlicher und wilder wird die Gegend. An die tägliche viertel Stunde Regen haben wir uns schon richtig gewöhnt und diese Art von Sprühregen stört auch nicht weiter. Das Wetter ändert sich sowieso sehr oft. Am Morgen sieht es oft trüb und ungemütlich aus und ab Mittag scheint dann die Sonne und der Himmel strahlt himmelblau.

In Surtainville finden wir einen tollen Campingplatz Les Milles um 15 Euro / Nacht direkt am Strand hinter einer Düne. Leider ist es in der Normandie leichter einen Traktor zu kaufen als ein Surfboard. Darum müssen wir extra nach Les Pieux fahren um dort ein Surfboard zu erwerben. Zum Glück ist der Surfboardshaper auch dort. Das ist in der Normandie nicht so sicher. Entweder ist Mittagspause oder das Geschäft hat mitten in der Saison mal für 2 Wochen zu. Dafür sind wir dann auch die einzigen Surfer auf 10km Sandstrand und machen unsere ersten Surfversuche. Rosa ist von den angeschwemmten Algen ganz fasziniert. Auch ich hab noch nie solche Algen gesehen. Sie sehen aus wie schwimmende Gummibäume und riechen richtig nach Meer. Dort lernten wir auch was Ebbe und Flut wirklich ist und warum die meisten Häfen in der Normandie bei Ebbe so aussehen als hätte man in der Badewanne der Stöpsel gezogen und die Plasikboote darin vergessen. Wenn unsere Zigeuner-Gene nicht so stark ausgeprägt wären, wären wir gleich dort geblieben.

Aber es zieht uns weite nach Mont San Michele. Am Stellplatz Beauvoir vor dem Ort oder besser gesagt Kloster lassen wir das Womo stehen und fahren mit den Rädern nach Mont San Michele. Da wir erst um 18 Uhr dort ankommen sind die Touristenmassen die das Kloster sonst so besichtigen schon heimgefahren und wir können uns anschauen wie die Flut kommt und die Umgebung des Klosters einnimmt.

Am nächsten Tag verlassen wir dann die Nomandie und fahren in die Bretagne nach Cameret. Dort finden wir einen tollen Stellplatz. Neben dem Stellplatz ist ein Skatepark, der schönste Strand der Welt ist nur 10min entfernt und gegenüber ist sogar ein Menhir-Feld. Menhire sind Steine die vor über 3000 Jahren von den Kelten aufgestellt wurden. Man weiß nicht warum und wieso und auch nicht wie sie das genau gemacht haben aber für mich sind sie der Beweis dass es manchmal auch gar nicht wichtig ist warum und wieso und wie was gemacht wird. Der Aussichtspunkt bei Penn Hir ist wirklich genial. Vor dort aus kann man auch unseren Strand „Anse Pen Hat“ gut sehen. Wir machen auch einen Ausflug nach Crozon und Morgat und surfen am La Palue Strand.

Das Surfen gefällt uns besonders obwohl wir danach wie aus der Waschmaschine entstiegen aussehen und mindestens 1 Liter Meerwasser intus haben. Das Gefühl wirklich eine Welle zu erwischen und sei es nur den Schaum davon und stehend oder kniend vom Atlantik ein Stück mitgenommen zu werden macht alles wieder gut. Menschen die die Freiheit lieben werden auch immer das Meer lieben! Steht auf einen Steintafel bei Penn Hir.

Der Himmel in der Bretagne kommt uns viel blauer vor als sonst wo und die Luft ist, wenn es schön ist so klar. Überall zwischen den kargen Wiesen sieht man violett gefärbte Polster – ich denke das ist Erika. Zwischen den zerklüfteten Felsen sind honiggelb die Strände eingebettet. Wir sind oft bis nach 21 Uhr unterwegs weil es meistens bis 22 Uhr hell ist. Die Bretonen sind bestimmt ein lustiges Völkchen denn überall gibt es Verbotsschilder denen überhaupt keine Beachtung geschenkt wird. Kaum ein Strand an dem nicht die obligatorische „Baden Verboten“ Tafel prangt. Den Bretonen scheint das egal zu sein. Protest gehört für Bretonen zum Lebensstil , lassen wir uns erzählen. Einst wollte man an die Küste auch ein schickes Atomkraftwerk bauen, so wie an vielen anderen Küsten von Frankreich. Doch nicht mit den Bretonen. Sie weigerten sich standhaft und verhinderten den Bau. Darum kommt auch die größte Anti-Atom-Bewegung von Frankreich aus der Bretagne. Nicht umsonst wurde das gallische Dorf aus dem Asterix und Obelix stammen einem bretonischen Dorf nachempfunden. Auch viele Ortsnamen enden mit dem berühmten X und alle anderen beginnen mindestens mit Ker- um echt Bretonisch zu sein. Wir haben uns gleich an die Lebensweise angepasst, holen uns jeden Tag ein Baguett beim Super U, trinken Cidre am Abend und löffeln fleißig Creme Bruelee mit Caramellsauce.

Bevor wir uns auf den Heimweg über Paris machen wollen wir uns auch noch die Menhire in Carnac anschauen. Was aber daran scheitert dass wir sie nicht finden oder sie nicht von uns gefunden werden wollten. Wir machen auch noch einen Abstecher auf die Halbinsel Quiberon und fahren die Cote Sauvage entlang.

Doch die Touristenmassen die uns dort entgegen kommen sind wir einfach nicht mehr gewohnt. Wir beschließen die weite Reise nach Paris in Angriff zu nehmen. Felder, Traktoren, Mähdrescher und kleine Dörfer ziehen an uns vorbei. Da wir die Autobahn scheuen, kommt es uns vor wie die größte Landmaschinenausstellung der Welt. Ackerbau wird in Frankreich wirklich groß geschrieben. Etwas Abwechslung bieten die Champagner Anbaugebiete der Region Champagne-Ardenne denn da sind die Felder mal nicht ganz flach. Wir vertreiben uns die Zeit mit Tranktorraten. Einer sagt einen Buchstaben und der andere muss einen Traktorhersteller mit diesem Anfangsbuchstaben finden. Sehr spannend! Bevor wir an Verlandwirtschaftlichung sterben, erreichen wir doch noch Paris und übernachten zusammen mit ein paar Italienern und ihren Bambini direkt vor der Eingangstür zum Disneyland.

Rosa kann kaum einschlafen und ist um 8 Uhr hell wach um ja nicht die Öffnung des Disneylandes zu versäumen.

Punkt 10 stehen die Pachers dann auch mit Rucksack und Jause im Gepäck am Eingang des heiligen Kinderlandes. Die Jause stellt sich als super Idee heraus weil das Essen zwar sehr gut aber wirklich teuer ist. Unser Ziel ist den ganzen Tag im Park zu verbringen und möglichst alles zu machen was man machen kann. Fliegende Elefanten, Pferdekarussell, Raketen, Bootsfahrt, Zugfahrt, Geisterhaus, Prinzessinnen Schloss, Baumhaus, Mickymaus Ohren, Minimaus Luftballon und Prinzessinnenkleid. Wir kommen richtig aus uns raus und machen volles Programm. Rosa kennt keine Müdigkeit und ist selbst beim Feuerwerk um 23 Uhr noch top in Form. Steve und ich können da nicht mehr mithalten. Surfen im Atlantik, 5000 km Autofahren, alles nix gegen einen Tag im Disneyland. Ich würde sogar vorschlagen mal einen Ironman dort zu veranstalten! Wenn die Rosa mal 16 ist werden wir wiederkommen und ihr einen Job im Disneyland für eine Saison zu verschaffen. Damit stellen wir sicher nicht all zu früh Oma und Opa zu werden. Ich denke mir es gibt kaum ein besseres Mittel „gegen Kinder“ Und auch taub zu sein wäre von Vorteil um im Disneyland zu arbeiten. Bereits nach einem Tag surrte mir der Kopf von dieser ständigen Schnulzen Musik. Aber man muss es einfach gesehen haben! Übrigens, nur zu empfehlen für Kinder ab ca. 5 Jahren. Mit Mickymausohren bewaffnet ging es Richtung Deutschland wo wir am St. Leoner See bei Mannheim noch einen Stopp einlegten um den dortigen Wakeboardlift zu testen.

Frankreich haben wir sicher nicht zum letzten Mal bereist. Wir kommen bestimmt wieder! Mit Surfbrett und Neopren freuen wir uns schon wieder wenn wir wieder Cidre trinken am Strand und dem Atlantik beim Brausen zuschauen dürfen. Bis dahin machen wir 3x täglich den take-off am Bett zu Hause und hoffen es richtig gut hinzubekommen, beim nächsten Mal.

Es war wirklich ein toller Urlaub und wenn sie nicht arbeiten müssten, reisten sie noch heute!

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